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2008

An einem Tag änderte sich alles.

Ich fühlte mich seit Tagen anders. Mein Körper war nicht meiner.

Ich hatte erst vor kurzem mein Abitur abgeschlossen und vor ein paar Tagen meinen Ausbildungsvertrag zur Industriekauffrau unterschrieben. Bis zum Ausbildungsbeginn arbeitete ich noch als Praktikantin in derselben Firma.

Ich erinnere mich wie gestern an diesen Tag.

Es war abends. Wir machten gemeinsam den ersten Test | Positiv

Schock

Wir glaubten noch nicht daran und warteten den nächsten Morgen ab.

Ein weiterer Test | Positiv

Die Tränen begannen zu laufen

Die Gedanken, die einem da durch den Kopf gehen sind  unbeschreiblich. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass sie nicht nötig waren. Wirklich überhaupt nicht nötig sind.

Meine Familie stärkte mir allerdings ohne zu zögern den Rücken.

An die Worte meines Bruders kann ich mich heute noch erinnern: „Schwesterherz, egal was ist und wie schwer, ich werde immer für euch da sein und helfen wo ich kann.“ Und heute? Heute ist er Taufpate unseres kleinen Kämpfers Ramil.

Die nächsten Tage verliefen wie im Traum. Ich kann mich kaum noch daran erinnern. Klar musste als erstes ein Termin bei der Frauenärztin ausgemacht werden. So lange behielten wir es auch erstmal für uns.

Ich habe das große Glück, dass meine Frauenärztin auch noch eine wahnsinnige gute Freundin ist und sie mir mit Rat und Tat besonders zur Seite stand.

Meine Frauenärztin bestätigte die Schwangerschaft ET 03.03.09. Was für ein Datum dachte ich mir nur ;-) und ich bekam zum ersten Mal in meinem Leben den Mutterpass in die Hand mit einer riesigen Infotasche dazu.

Davon habe ich vielleicht die Hälfte angeschaut. Denn der beste Ratgeber war meine eigene Mama.

Sie hatte schon drei Kinder auf die Welt gebracht ohne großen „Schnick-Schnack“ und genau das wollte ich auch. Die ersten Wochen der Schwangerschaft verliefen ganz gut. Ich musste nur regelmäßig etwas zu mir nehmen, damit keine Übelkeit hoch kam, aber ansonsten ging es mir sehr gut.

Nun kamen noch die Schritte: Dem Arbeitgeber sagen, dass er eine schwangere Auszubildende bekommt und den lieben Freunden, dass bald noch ein kleiner Mensch in der Runde dabei ist.

Das erste fiel mir deutlich schwerer. Aber die Reaktion meines Arbeitgebers war sehr erfreulich. Zuvor hatte ich viel mit meinen Eltern gesprochen. Wir haben uns einen Plan zusammengebaut wie wir es schaffen können, dass ich die Ausbildung dennoch fertig machen kann. Mit diesem Plan bin ich zu meinem Chef und er war einverstanden.

Das der Plan zum einen noch bis zur Familienministerin führt und am Ende von einem kleinen Menschen über den Haufen geworfen wird, wussten wir bis dahin noch nicht. Aber schon damals haben wir „ein Problem“ nicht zu einem Problem gemacht, sondern zu einer AUFGABE die nach einer Lösung verlangt.

Der Plan

Meine Eltern machten uns den Vorschlag, dass nicht wir die Elternzeit nehmen, sondern meine Mutter „Omazeit“ beantragt. Somit konnte ich nach dem Mutterschutz direkt wieder meine Ausbildung weiter machen. Und mit guten Noten und meinem Abitur wollte ich Ausbildungszeitverkürzung beantragen und der Papa konnte wie gewohnt weiter arbeiten.

Aber dann fing die Problematik an:

Gesetzlich gab es diese Omazeit. Diese besagt, dass die Oma die Elternzeit übernehmen darf, wenn die eigentliche Mutter in der Ausbildung schwanger wird. Jetzt kam der Haken an der Sache: Diese Regelung gilt nur bei Schwangeren unter 18 Jahren. WARUM?

In meinem Kopf drehten sich die Fragen. Warum bekomme ich diese Unterstützung vom Staat jetzt nicht, nur weil ich ein Jahr älter war. Nur weil ich davor Abitur gemacht habe und das in den meisten Fällen nicht vor dem 18 Lebensjahr abgeschlossen ist. OK, dann eben anders. Wenn Schwierigkeiten auftreten, dann meist nicht alleine, sondern in Hülle und Fülle. Damit man auch ordentlich was zu tun hat. Ich bin dankbar für meine Eltern, die stets eine Lösung suchen egal wie schwer sie ist und wie lang es dauert. Und auch dieses Mal wurde nicht aufgegeben. NEIN. Es wurden Briefe geschrieben und geschrieben. Bis hin zur Familienministerin. Am Ende haben wir einen „kleinen“ Erfolg verzeichnen können. Meine Mama bekam Omazeit, aber ohne Bezahlung. (in meinen Augen immer noch eine Frechheit, aber wir hatten somit die Betreuung für unseren Engel in vertrauten Händen)

Das zweite fiel uns wesentlich leichter

Es waren unsere Freunde. Und diese Worte bekamen nach der Geburt noch eine wirklich wahnsinnig große Bedeutung. Wir waren aufgeregt. Klar. Keiner von uns hatte damit gerechnet. Wir haben uns zum Grillen verabredet. Was an sich keine Besonderheit war, aber an diesem Abend schon.

Am Feuer, im Beisein der Freunde, verkündete der Papa, dass er Papa wird. Und das erste Mal wurde es gefeiert. Zum ersten Mal freuten wir uns darüber.

Die erste Zeit der Schwangerschaft

Es kamen keine größeren Probleme. Wir gewöhnten uns an den Gedanken Eltern zu werden,

erledigten alle wichtigen „Formalitäten“ und gingen dem gewohnten Alltag nach.

Allerdings setzte der anfängliche Stress, das Organisatorische und die Steine, die in den Weg gelegt wurden, einem etwas unbemerkt zu. Eines Tages fuhr ich mit meiner Mama zu ihr nach Hause und ich erzählte ihr, dass mein Bauch hart ist. Sie fasste ihn an, fragte mich ob das öfter passiert. Ich antwortete nur, ja ziemlich oft am Tag. Sie nur, du machst sofort einen Termin bei der Frauenärztin aus, das ist nicht normal. Ich folgte und war wenige Stunden später bei ihr.

Nächster Schock | Gebärmutterhals verkürzt in der 20 SSW.

BETTRUHE wurde verordnet.

Mein Gedanke in dem Moment: Ich und Bettruhe, das geht nicht. Ich kann das nicht. Ich muss arbeiten, ich muss vorarbeiten für meine Ausbildung. Das geht nicht.

Aber ich musste.

Ab sofort jede Woche CTG Kontrolle. Nach einiger Zeit durfte ich dann wieder halbtags arbeiten gehen, bzw. zumindest meine Berufsschulzeit absolvieren. Allerdings nur so lange bis sich wieder der Gebärmutterhals verschlechterte. Der letzte Teil der Schwangerschaft war noch mit einem Umzug vollgepackt, an dem ich nur liegend teilnehmen durfte. Ab und an durfte ich noch raus. Ein kleines Essen mit Freunden, der letzte Einkauf usw.

Zum ersten Mal durfte ich schwanger Silvester feiern. Da ich nicht groß weg konnte und ich ja „liegen“ und nicht viel auf den Beinen stehen sollte, haben wir kurzerhand die Sporthalle über meinen Vater bekommen, um dort mit Freunden zu feiern. Für mich gab es extra einen Liegestuhl.

 

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Was hat man nicht alles gemacht damit ich noch am Leben teilhaben konnte.

Die Tage zogen vorbei und nachdem die kritische Zeit vorbei war tat sich nichts.

Warten, Warten, Warten.

Die anfänglichen Wehen die auf den Gebärmutterhals drückten waren weg. Ich durfte laufen und machen und es passierte nichts. 2 Tage vor Entbindungstermin: Der erste „Fehlalarm“ smile

 

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Das musste ja sein. Ich hatte Wehen und wir fuhren ins Krankenhaus. Am Muttermund hatte sich so gar nichts getan und ich bekam einen Wehenhemmer. Gott wurde mir schwindelig von dem Zeug. Und sie meinten zu mir: damit sie ein bisschen schlafen können.

Einen S… konnte ich.

Da waren die Wehen ja noch besser. Aber gut.

Am nächsten Tag war alles ruhig.

Der Tag darauf auch. Es war der 2.3.